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Jeff Mannes mit Teinehmenden der Queeren Stadtführung in Berlin

Jeff Mannes: „Berlin hat eine wahnsinnig tiefgehende
queere Historie“

Wer Berlin-Schöneberg mit ganz anderen Augen sehen möchte, sollte eine Stadtführung bei Jeff Mannes buchen. Der gebürtige Luxemburger geht bei „Berlin‘s Queer & Trans History“ gut 150 Jahre zurück in die Berliner Stadtgeschichte.


Was bei Jeff Mannes gleich auffällt, ist ein Ohrring in Form eines rosa Dreiecks. Er trägt ihn gewissermaßen als persönliches Mahnmal in Erinnerung an die homosexuellen Häftlinge in den KZs, die unter den Nazis einen rosa Winkel auf ihrer Kleidung tragen mussten. Die Nazizeit ist eine wichtige Etappe auf der „Berlin‘s Queer & Trans History“-Stadtführung, die Jeff Mannes seit 2023 anbietet und die immer noch Einfluss hat auf das queere Leben heute: „Das ist, was ich das Drama der queeren Bewegung nenne. Viele von uns sind sich ganz oft der eigenen Geschichte nicht bewusst“, sagt der studierte Soziologe. „Das liegt sehr stark daran, dass die Nazis alles zerstört haben. Der Bücherverbrennung ist damals auch viel Material der queeren Bewegung zum Opfer gefallen. Viele Menschen haben keine Ahnung von der queeren Geschichte und sind entsprechend überrascht, wenn sie bei meiner Führung mitmachen und lernen, dass es schon vor 100 Jahren eine sehr große queere Bewegung in Berlin gab mit 85 Bars für lesbische Frauen und 120 für schwule Männer.“

Jeff Mannes Stadtführer in Berlin

Jeff Mannes geht bei „Berlin‘s Queer & Trans History“ gut 150 Jahre zurück in die Berliner Stadtgeschichte.

Multimediale Zeitreise 

Die „Berlin‘s Queer & Trans History“-Stadtführung geht einmal durch ganz Schöneberg vorbei an ehemaligen Clubs und Cafés, Straßenschildern und Gedenktafeln. Dabei erzählt Jeff Mannes nicht nur von Menschen wie Karl Heinrich Ulrichs, der die ersten queeren und transidenten Kategorien entwickelte, sondern zeigt auch immer wieder kleine Videos aus Dokumentationen und arbeitet mit Augmented Reality von dem Berliner Start-up ZAUBAR. Dabei hält er seinen Tablet-PC vor eine unscheinbare Hauswand und blendet dann den historischen Kontext ein, also Persönlichkeiten, die damals hier gelebt haben, oder die ursprüngliche Hausfassade. Das macht die Stadtführung zu einem umfassenden Erlebnis und man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt. 

 

Berlin als Vorreiter für die queere Bewegung

Kaum eine Stadt ist so eng verwoben mit diesem Thema wie Berlin, denn hier ist wirklich queere Geschichte geschrieben worden, wie Jeff Mannes bestätigt: „Berlin hat eine wahnsinnig tiefgehende queere Historie. Hier in Berlin wurde Ende des 19. Jahrhunderts die weltweit erste Organisation für die Rechte von queeren Menschen gegründet. Es gab damals das Institut für Sexualwissenschaften, wo diese Bewegung ihren Sitz hatte. Hier wurden die ersten Identitätskategorien geprägt. Das geht sehr weit in der deutschen Geschichte zurück und ist auch sehr stark mit der deutschen Geschichte verwoben.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Tour sind die 70er- und 80er-Jahre, eine Epoche, in der eine neue Befreiungsbewegung entstanden ist und gleichzeitig mit dem Aufkommen von Aids eine der größten Krisen hervorgebracht hat. Jeff Mannes versetzt einen aber auch zurück in queere Clubs wie das damals berühmte „Chez Romy Haag“, wo Stars wie David Bowie, Tina Turner oder Grace Jones verkehrten. 

 

Die Geschichte lebendig halten

Jeff Mannes möchte verhindern, dass diese queere Historie in Vergessenheit gerät. Diese Leidenschaft ist ihm in jeder Sekunde anzumerken. „Ich glaube, die Welt würde heute ganz anders über queere Menschen denken, wenn die Nazis damals nicht alles zerstört hätten. Das hat die ganze Bewegung um Jahrzehnte zurückgeworfen. Erst jetzt kommen wir langsam da an, wo wir in den 20-Jahren schon einmal gewesen sind“, sagt Jeff Mannes und führt seine Gruppe zum U-Bahnhof Nollendorfplatz, wo der rosa Winkel seit 1989 übergroß als Gedenktafel an einer Wand hängt mit der Aufschrift: „Totgeschlagen – totgeschwiegen. Den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus.“

Gedenktafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus

Gedenktafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Queeres Leben heute

Sein Blick auf Berlin heute ist etwas gespalten. Jeff Mannes, der nebenbei in der Aidshilfe arbeitet und für das Magazin Siegessäule schreibt, findet es gut, dass Berlin „eine sehr große queere Community hat, die im Vergleich zu anderen Städten wesentlich mehr Möglichkeiten für queere Menschen bietet“. Gleichzeitig merkt er an, dass auch in Berlin die Gewalt gegen queere Menschen zunimmt. Grund genug also, um weiter Aufklärungsarbeit zu leisten über queere Menschen und ihre stark mit Berlin verwobene Historie.  

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